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Untersuchungen zu Giebel ergaben dringenden Handlungsbedarf

Bund und Länder haben 1999 die Städtebauförderung um das Programm “Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt” (kurz: “Soziale Stadt”) ergänzt, um der sich verschärfenden sozialen und räumlichen Spaltung in den Städten gegenzusteuern. Dieses Programm ist sowohl auf Partizipation als auch auf Kooperation angelegt und stellt einen neuen integrativen Politikansatz für die Stadtteilentwicklung dar. So hat die Stadt Stuttgart am 6. Juli 2004 beschlossen, die Aufnahme des Weilimdorfer Ortsteil Giebel in das Bundesprogramm zu prüfen – wie nun bekannt wurde, ist dies auch dringend notwendig. Das mit einer Sozialstudie über den Giebel beauftragte Institut Weeber+Partner hat seinen Bericht dem Auschuss für Umwelt und Technik im April 2005 vorgestellt. Das Untersuchungsergebnis bringt es auf den Punkt: der Giebel braucht dringend ein Sanierungskonzept, der ermittelte Förderrahmen beläuft sich auf 3,6 Millionen Euro. Ob allerdings 2006/2007 dann vom Bund diese Gelder zugeteilt werden, steht noch in den Sternen und bedarf bis dahin harter Lobby-Arbeit. Nach dem Ausschuss des Gemeinderates wurden die Ergebnisse der Studie am Mittwochabend auch dem Bezirksbeirat Weilimdorf vorgestellt.

Die Eckdaten sind ernüchternd: der Giebel hat ein Eigenleben entwickelt. Die “Gründergeneration”, die vor 50 Jahren den Ortsteil nach dem Krieg aus dem Nichts aufbaute, ist nun alt. Junge Menschen, die hinzuziehen, werden von “den Alten” meist mißtrauisch beäugt und können sich nur schwer integrieren. Dazu kommt die in manchen Straßen, wie dem Kröten- und Lurchweg, aber auch in Teilen der Giebelstraße vielfach miserable Wohnqualität. Doch genau hier wohnen auch die ärmsten der Armen: 11 Prozent der Giebeler Haushalte sind arm, weitere 15 Prozent verfügen nur über ein geringes Einkommen. Und wenn hier saniert wird, können sich viele die dann steigenden Mieten nicht mehr leisten. Hinzu kommen die sich häufenden Leerstände von Gewerbeflächen des Einzelhandels im Einkaufszentrum. Der Ausländeranteil ist mit 21 Prozent zwar durchschnittlich, jedoch sind weitere 10 Prozent lediglich eingebürgter Ausländer bzw. Aussiedler. Dadurch bedingt erleben in letzter Zeit viele Bewohner des Giebel das Zusammenleben als schwierig und durch Spannungen gekennzeichnet. Dies alles zeigt dringenden Handlungsbedarf, um den Stadtteil an heutige Anforderungen anzupassen, seine Potentiale zu erhalten, Defizite zu beheben und sozialen Problemlagen entgegenzuwirken. Das Bund-Länder-Programm kann hier unterstützend die städtebaulichen Probleme angehen, doch auch soziale Maßnahmen sind unumgänglich, die unterschiedlichen Bereiche müssen miteinander verknüpft werden. Sobald nun ein integriertes Handlungskonzept entworfen wurde, muss es angegangen werden, auch wenn es nicht von vorneherein im Detail feststehen kann, sondern es muss im weiteren Beteiligungsverfahren fortentwickelt und laufend fortgeschrieben werden. Für die Anwohner ist eines klar: der dringendste Handlungsbedarf besteht bei der Sanierung der vorhandenen Spielplätze sowie den in einem desolaten Zustand befindlichen Häusern. Knapp dahinter folgen die Wünsche nach mehr Treffpunkten für Kultur und Freizeit sowie deutlich mehr Angebote für Jugendliche und Kinder. Als nicht ganz so dringend nannten die an der Umfrage teilnehmenden Giebeler die Sauberkeit des Stadtteils, die Sicherheit, die soziale Mischung, Angebote für Kleinkinder und die Sanierung der Innenräume von Wohnungen. Bis nun Klarheit herrscht, ob Fördermittel des Bundes in den Giebel fließen, kommt es nun hoffentlich nicht zu einem Stillstand der bereits zwischen Engelbergstraße und Lurchweg sowie auf der Nordseite der Mittenfeldstraße-Ost begonnenen Sanierung durch die Wohngesellschaften. Hoffnung bringt auch der anstehende Neubau in der Mittenfeldstraße für ein Mehrfamilienhaus, das dem neuesten technischen Stand entsprechen wird.

Foto: im Ladenzentrum, hier vom Krötenweg aus gesehen, greift der Leerstand um sich.

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