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Stadtteilmanagement für Weilimdorf in den Startlöchern

“Wir Schwaben können alles außer Hochdeutsch”, ist der Werbespruch Baden-Württembergs. Und so mancher Norddeutsche mag sich da wohl vorkommen wie ein Entwicklungshelfer – wenn er sich dem Schwäbischen aussetzen muss. Torsten von Appen ist ein waschechter Hamburger Hanseat – und hat sich mit den Gepflogenheiten der Schwabenmetropole längst vertraut und die Stadt zur neuen Heimat gemacht: Als Stadtteilmanager, der Stabsabteilung Wirtschaftsförderung untergeordnet, soll er nun den Leerstand im Einzelhandel entgegen wirken. Dem Weilimdorfer Bezirksbeirat stand von Appen am Mittwochabend lange Zeit Rede und Antwort, das Interesse der Lokalpolitiker war groß. Ging es doch um ein völlig neuartiges Konzept einer Vermarktung des Wirtschaftstandortes Stuttgart und seiner Stadtteile. Stuttgart kennen viele Firmen, doch die Stadtteile kaum – und diesen Mißstand soll nun die neue Stabsabteilung unter Leitung von Torsten von Appen angehen. In einer groß angelegten Aktion wurden in den 23 Stuttgarter Stadtbezirken – und damit auch in Weilimdorf – die Leerstände von Geschäftsflächen abgefragt, eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Ziemlich genau 100 Leerstände in ganz Stuttgart wurden gemeldet, auch wenn – wie von Appen zugeben mußte – es sicherlich noch viel mehr sind: “Aber es ist ein Anfang, mit dem wir arbeiten können!” Über die neue Webseite www.stuttgarter-stadtbezirke.de sollen die Leerstandsflächen bundes-, ja eher europaweit den an Stuttgart interessierten Firmen aufgezeigt werden. “Wenn die Innenstadt keine Flächen mehr zu bieten hat, suchen die Firmen auch in den umliegenden Stadtteilen. Doch woher sollen sie wissen, wo und ab wann es dort bezahlbare Gewerbeflächen gibt, wenn es keiner publik macht?” weiss von Appen zu berichten. Für die ersten 100 Flächen wird es nun am 20. März im Rathaus ein Informationstreffen geben, wie der Leerstand beseitigt werden kann. Diese Flächen sollen über das Internet weltweit bekannt gemacht werden – und sollte sich vorerst kein Mieter oder Käufer finden, so von Appen, sollen die Fensterflächen den lokalen Künstlern, Handwerkern, Freiberuflern und Firmen als Präsentationsfläche angeboten werden. Denn dies ist allemal ansehlicher als ein mit Zeitungspapier zugeklebtes Schaufenster. Das Konzept überzeugte auch die angesprochenen Eigentümer: sie stellen die Flächen kostenfrei zur Verfügung.

Stuttgart ist damit bundesweit die erste Stadt, die auf diese Weise ihre Stadtbezirke im Internet präsentiert. Und befindet sich in guter Gesellschaft: die Stadt Stuttgart als Leadpartner und Wüstenrot als Kooperationspartner beantragen im Mai 2008 zusammen mit den deutschen Städten Frankfurt am Main und Hagen sowie den europäischen Städten Antwerpen, Strasbourg, Rotterdam, Oldham, Bury und Eindhoven einen Gemeinschaftsantrag an die Europäische Union unter dem Thema „District Center Management“ (Stadtteilmanagement). In einem ersten Arbeitsgespräch am 15. Januar 2008 in Stuttgart wurden die Maßnahmen und Ziele vereinbart und zusammengetragen, die für das EU-Förderprogramm INTERREG IV B notwendig sind. Immerhin stellt die EU vier Millionen Euro für das Förderprogramm bereit, für Stuttgart verblieben als einer von zehn Partnern rund 400.000 Euro – und damit rund 17.000 Euro für Weilimdorf.

Einmal im Monat trifft sich nun in Weilimdorf eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Bezirksvorsteherin Ulrike Zich und den Vorsitzenden des BDS und der Werbegemeinschaft. Es ist immer der vierte Mittwoch, 10 Uhr im Monat, an dem auch interessierte Bürger teilnehmen können. Ziel für den Stadtbezirk Weilimdorf ist es, ein Marketingkonzept mit verschiedenen Bausteinen zu entwickeln. Dieses Konzept soll schon im Mai 2008 vorliegen. Aktuelle Themen in der Arbeitsgruppe sind: Erfassung des Einzelhandelsleerstandes, Eigentümertreffen und ein “Kantinenshuttle” in Zusammenarbeit mit der SSB zwischen dem Industriegebiet Weilimdorf und dem Zentrum Weilimdorf. Das langfristige Ziel des Pilotprojektes ist es, sowohl Vereine, Handel und Handwerk gemeinsam zu stärken – eine Marke “Weilimdorf” zu entwickeln.

Und sollte nun einmal ein hochdeutsch sprechender Herr bei einem Bäcker in Weilimdorf an der Theke stehen und neben Leerstandsflächen auch nach “Rundstücken” fragen – geben Sie ihm entsprechend die gewünschte Anzahl in Form von “Semmeln”. In diesem Falle können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es Torsten von Appen ist – und ihn damit überraschen, dass auch die Schwaben ein paar Worte Norddeutsch verstehen…

Bild (Screenshot): noch ist die Webseite www.stuttgarter-stadtbezirke.de ohne Leben, doch das soll sich noch im März 2008 ändern.

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