buergerversammlung2008

Rund 400 Weilimdorfer kamen zur Bürgerversammlung mit Oberbürgermeister Dr. Schuster

Von dicht gefüllten Reihen zu sprechen, wäre nicht die Wahrheit, vor allem die Reihen der Lokalpolitiker blieben leerer als vorgesehen – und dennoch kamen nicht nur WeilimdorferInnen zu ersten Bürgerversammlung im Ortsteil seit 2002. Neben Birgit Bender (MdB) und Reinhard Löffler (MdL) waren immerhin noch 9 Stuttgarter Stadträte und einige Bezirksbeiräte gekommen, auch Michael Lataier als Vertreter des Regionalparlaments waren erschienen, um sich die Wünsche und Ärgernisse der BürgerInnen anzuhören. Nach der Begrüßung durch Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ließ es sich Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster nicht nehmen, einen langen Rückblick sowie Einblick in das Leben von Weilimdorf zu geben. Weilimdorf als viertgrößter Stadtbezirk der Landeshauptstadt lebt vor allem vom sozialen Engagement seiner Einwohner, was eindrucksvoll u.a. durch das Stadtfest 2006, aber auch durch die größte Freiwillige Feuerwehr Stuttgarts bewiesen wird. Schuster sieht allerdings auch einen weiterhin wachsenden Wohnbedarf in Stuttgart – und damit auch in Weilimdorf. Derzeit würden in der Landeshauptstadt bis zu 30.000 Wohneinheiten fehlen. Zwar würde vor allem in Weilimdorf dies mit Nachverdichtungen aufzufangen versucht, doch ließ sich der OB mit dieser Aussage die Hintertür offen, in Weilimdorf doch noch neue Wohngebiete auszuweisen – ganz entgegen den Wünschen der WeilimdorferInnen und Bezirksbeiräte. Auch des OB’s Lieblingssteckenpferd “Stuttgart 21” fand eine ausgiebige Erläuterung über das Vorhaben im Zentrum, das bis 2019 den gesamten Innenstadtbereich verändern wird.

Immerhin habe sich aber seit der letzten Bürgerversammlung auch in Weilimdorf viel getan: Der Nahverkehr wird seit 1926 kontinuierlich ausgebaut, ab Herbst 2008 soll nun testweise ein Shuttle das Industriegebiet mit dem Löwen-Markt verbinden. Im Zuge der Hartz-IV-Reformen entstand im Bezirksamt ein Job-Center, im Industriegebiet tat sich die Software-Schmiede VECTOR positiv hervor, der Wochenmarkt wird immer besser angenommen, in den Pfaffenäckern der CAP-Markt ins Leben gerufen, die Köstlinstraße wird nun auch auf der Westseite saniert, die Kleinkinderbetreuung seit 2002 im Stadtbezirk erfuhr eine Angebotsverdoppelung, seit 2004 gibt es einen erfolgreichen Jugendrat und das Vorzeigeprojekt “Cafe 13” und Weilimdorf wurde in das Projekt “Stadtteilmanagement” mit eingebunden. Der Einzelhandel habe aber weiterhin zu kämpfen, unterstützt würde dieser durch die Stadtverwaltung dadurch, dass ein großflächiger Handel für den Bezirk weiterhin eingeschränkt wird.

Sorgen und Wünsche der WeilimdorferInnen konnten sich Bürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch, Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, Oberbürgermeister Dr. Schuster, Mareike Martin vom Haupt- und Personalamt und Bürgermeister Dr. Schairer in der anschließenden Podiumsdiskussion anhören. Wichtigste Punkte waren neben der Einrichtung des FORUM WEILIMDORF für die Zukunftsoffensive mit Räumen der Wunsch des Jugendrates, das im Flächennutzungsplan 2010 enthaltene Freibad für Weilimdorf in die Tat umzusetzen. Hier schloss Heiko Hasenmaile, Sprecher des Jugendrates, seine Ausführung mit den Worten “Herr Oberbürgermeister, machen Sie uns glücklich!” und konnte neben Schmunzeln die gesamte Lindenbachhalle zu tosendem Beifall bewegen.

Aber auch die Kinderbetreuungssituation und die katastrophalen Zustände in den Schulen waren ein Diskussionspunkt. Die Elternvertreter bemängelten, dass es immer größere Gruppen gebe, die Räume aber nicht mitwuchsen: “Es findet nur noch eine Betreuung statt, aber keine Arbeit mit den Kindern!” Auch die Elternbeiräte der Weilimdorfer Schulen traten geschlossen auf, übergaben dem Oberbürgermeister eine “Präsentationsmappe” mit erschreckenden Fotos über die hygienischen und technischen Zustände der Bildungseinrichtungen. In den nächsten 4 Jahren hat der Gemeinderat bereits 150 Millionen Euro für die Sanierung der Stuttgarter Schulen bereit gestellt, allerdings besteht zu befürchten, dass es mit dieser Summe nicht getan sein. Selbst der OB mußte zugeben, dass es an einigen Schulen nicht mehr nur mit einem neuen Farbanstrich getan sei sondern eine Generalsanierung anstehe.

Das Bezirksamt wird in Kürze auf Anfrage auch behindertenfreundlicher: neben der normalen Schwingtüre wird es in naher Zukunft auch eine sich elektrisch öffnende Tür geben, die Rollstuhlfahrern den Zugang zum Amt erleichtern soll. Die Räume des Bürgerservice allerdings könne man nicht einfach vergrößern, hier muss es bei den beengten Verhältnissen bleiben.

Auch die Bergheimer Steige entpuppte sich bei den Themen als “alter Bekannter”, auch wenn ein Bürger dieses Thema zu einer Generalkritik an Stuttgart 21 mißbrauchte. Aber am Ende stand die Zusage im Raum, dass der Oberbürgermeister nebst Bezirksvorsteherin und Bürgermeister Schairer eine Ortsbegehung durchführen werde, um kleine Kritikpunkte und Anregungen in die Tat umsetzen bzw. verbessern zu können. An der Gesamtsituation werde sich aber nichts ändern: “Die Steige bleibt für den Verkehr offen und wird für den LKW-Verkehr nicht generell gesperrt!” Jedoch wurde erneut zugesagt, dass es mit Dr. Schuster zu keinem Ausbau der Steige kommen werde, wie es von der Stadt Gerlingen permanent gefordert wird.

Viele weitere Themen wurden angesprochen, neben der Verkehrssituation in Hausen kam auch die Spielplatzsituation in Giebel auf die Tagesordnung, auch die Wasserversorgung durch die EnBW war angesprochen. Doch leerten sich hier bereits die Reihen der anwesenden WeilimdorferInnen merklich, was aber durchaus auf die vorgerückte Abendzeit zurückzuführen sein darf.

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