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Hortplatzsituation in Weilimdorf immer angespannter

Den Eltern in Weilimdorf ist das Problem der katastrophalen Hortplatzsituation schon seit Jahren bekannt – Rathaus und Jugendamt gehen diesen Fehlbedarf angesichts leerer Stadtkassen aber schleppend an. Um der Dringlichkeit Nachdruck zu verleihen, ergriff nun der Elternbeirat der Kindertagesstätte in der Ludwigshafener Straße mit einem offenen Schreiben an den Gemeinderat, Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster, Bezirksbeirat Weilimdorf, Gesamtelternbeirat und Stuttgarter Zeitung die Flucht nach vorne. Denn immerhin hat OB Schuster sich dazu verpflichtet, Stuttgart zur kinderfreundlichsten Stadt der Republik zu machen. Seit dem 13. November gibt es daher auch eine städtische Kinderbeauftragte, die 53-jährige Roswitha Wenzl. Sie ist der Stabsstelle des OB zugeordnet. Allerdings ist dies kein Novum in Deutschland, diese Funktion haben bereits einige Großstädte seit langer Zeit ins Leben gerufen. In der Ludwigshafener Straße stellt sich nun für 2004 das Problem, dass die Warteliste für alle Gruppen (Kleinkind, Kindergarten und Hort) inzwischen auf 88 Kinder angewachsen ist, Tendenz wöchentlich steigend. Allein für den Hort warteten Anfang November 2003 immerhin 15 einrichtungseigene und 9 weitere Kinder auf eine Platzzuteilung. Für die Familien bedeutet dies, dass wenn keine Kinderbetreuung zum Einschulungstermin gegeben ist, dieser Termin um ein Jahr zu verschieben ist mit der Konsequenz, dass die Kinder erst mit sieben Jahren in die Schule kommen. Alternativ müßte ein Elternteil wieder die Betreuung in den eigenen vier Wänden übernehmen, doch ein Gehalt reicht in Stuttgart bei weitem nicht mehr, eine mehrköpfige Familie zu ernähren, der Abrutsch in die Sozialhilfe droht. Gleiches Problem herrscht auch in Hausen. Hier gibt es mit der Einrichtung im Fasanengarten 43 einen zweigruppigen Hort mit zusammen 45 Kindern. Doch im Mai 2003 erfuhren hier die (Wartelisten-)Eltern von rund 30 Kindern überraschend, dass auf absehbare Zeit keine Hortplätze im Stadtteil mehr zur Verfügung stehen. Die Reaktion einiger Eltern grenzte an Verzweiflung. Schon damals regte der Elternbeirat dieser Einrichtung an, die frei werdenden Räume der sozialen Dienste am Hausenring für eine Hortgruppe umzufunktionieren. Dieses Ansinnen wurde vom Jugendamt allerdings zunächst abgelehnt – seit diesem Monat ist aber das Projekt doch wieder auf der Tagesordnung. Bekannt ist diese Situation für Hausen schon seit dem Frühjahr 2002, ernsthaft angegangen wurde das Projekt aber erst im Sommer 2003. Für viele Eltern in und um Hausen nun zu spät. Eltern wurden durch das zögerliche Verhalten des Jugendamtes sogar gezwungen, ihre Kinder aus der Einrichtung zu nehmen. In der Ludwigshafener Straße kommt zur Platznot erschwerend hinzu, dass die Einrichtung generalsanierungsbedürftig ist. Feuchte Wände mit Schimmelgefahr wurden bislang immer nur notdürftig übertüncht – eine Renovierung des Gebäudes ist vorgesehen, doch steht die Ludwigshafener Straße nur auf Platz sieben der städtischen Prioritätenliste. Der Weilemer Bezirksbeirat zeigte sich am Mittwoch auf seiner Sitzung entsetzt über die Zustände in Weilimdorf. Dieter Benz fragte sich, “ob erst eine Notsituation erforderlich ist, bis die Ludwigshafener Straße geschlossen wird”. Er regte auch an, die Schulrektoren der Weilemer Schulen anzusprechen, ob nicht die Möglichkeit besteht, kleine Hortgruppen in den Schulräumen zu organisieren. Immerhin habe die Stadt Stuttgart ja das Programm “Hort an Schulen”, allerdings wurde Weilimdorf mit Ausnahme der Rappachschule bislang nicht in dieses Projekt einbezogen. CDU-Sprecherin Waltraud Illner regte an, sobald die Container der Einrichtung in Bergheim nach Abschluss der Sanierungsarbeiten nicht mehr gebraucht würden, diese doch schnellstmöglichst in die Ludwigshafener Straße umzuziehen. Aber scheinbar waren die Informationen von den CDU-Bezirksbeiräten lückenhaft, wie vom Stuttgarter Gesamtelternbeirat zu erfahren ist: die Container wurden auf Wunsch der Gemeinderatsfraktion der CDU nicht gekauft sondern nur angemietet. Ein “Umzug” ist also nicht möglich. Das Jugendamt unter der Bereichsleitung von Bettina Nemnich-Landsgesell zeigte sich in einer ersten Stellungnahme von der Gesamtsituation betroffen (obwohl das Jugendamt die Zahlen ja kennt), sieht aber keine Chance, Betreuungsangebote umgehend realisierbar zu machen. Eine Verbesserung der Versorgungssituation angesichts der leeren Kassen kommt derzeit nicht in Frage. Der Bezirksbeirat erwartet nun, dass bei seiner nächsten Sitzung am 10. Dezember das Jugendamt zu den Vorwürfen der Elternbeiräte Stellung bezieht und Lösungswege aufzeigen soll, wie die Versorgungsmisere für Kinder in Weilimdorf gelöst werden kann.

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