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Hohe Hürden für 100 Jahre Solituderennen

Für Freunde des Motorsports war die Sitzung des Gemeinderates in Gerlingen am Mittwochabend mit Sicherheit kein Vergnügen. Mehr als eine Stunde debatierten die Stadtvertreter über das Programm und seine Folge sowie den an die Stadt Gerlingen gerichteten Antrag auf komplette Waldsperrung für das Rennen. Zum Hintergrund: Am Wochenende des 26. und 27. Juli 2003 will die Solituderennen GmbH auf einen Rundparkour zum 100. Jahrestag des ersten Solituderennens, wie er bis 1965 befahren wurde, dieses historische Ereignis mit Rennfahrerlegenden, Demonstrationsläufen und dem Hauptrennen mit historischen Rennautos am Sonntag begehen. Erwartet werden mehr als 20.000 Zuschauer. Soweit so gut. Doch die Organisation dieses Mamutereignisses wirft ihre Schatten voraus und wirft mehr Fragen auf als Antworten vorliegen. Die GmbH besteht letztlich aus einer Person, doch die Gesellschaft hat bislang ihre Finanzierung nicht offengelegt und blockt Sicherheiten oder Kautionen in Höhe von mehreren 10.000 Euro kategorisch ab. Frau Erdin-Schwill von der Forstverwaltung Stuttgart erläuterte ihre Bedenken zum Solituderennen, habe doch der Veranstalter vor, das gesamte Gelände einzuzäunen, um Eintritt verlangen zu können. Die Doppeleinzäunung soll über die Wildparkstrasse, Solitudestraße, Bergheimer Steige zurück zur Wildparkstraße gehen. Damit wäre Schloss Solitude, die KSG, die Klinik Schillerhöhe und ein riesiges Waldgebiet komplett verbarrikadiert. Nun wollen die Stadt Stuttgart, der Staatsforst, Stadt Gerlingen und das Klinikum Kautionen und Versicherungen für mögliche Waldschäden und Müllbeseitigung einfordern – jede Partei mit Summen zwischen 20.000 und 25.000 Euro. Insgesamt hätte der Veranstalter also zusammengerechnet deutlich mehr als 100.000 Euro an Sicherheiten zu hinterlegen. Versicherungen für Unfälle mit Folgeschäden in der Natur (Benzin im Erdreich) noch nicht mit eingerechnet. Auch das Parkplatzkonzept sei mehr als mangelhaft – wo rund 10.000 PKW abgestellt werden sollen, sei noch nicht endgültig gesichert. Einige Gemeinderäte denken hierbei an die chaotische Parkplatz-Situation der HOME&Garden vor zwei Wochen zurück. Damit die Stadt Gerlingen nun der Vollsperrung ihrer Waldflächen zustimmt, hat der Gemeinderat nach heftiger Diskussion für den Vertragsabschluss sechs Punkte formuliert, die der Solituderennen GmbH übermittelt werden: Haftungsausschluss jeglicher Art, eine Kaution in Höhe von 25.000 Euro, die Endreinigung der Straßen und Waldflächen durch den Veranstalter, Zufahrtenregelung (hier insbesondere für die KSG und die Kliniken Schillerhöhe), ein Versicherungsnachweis (u.a. für Umweltschäden) und Kostenersatz für städtische Leistungen, sofern erforderlich. Auch wenn die Gemeinderäte das Vorhaben prinzipell befürworten, lag doch eine drückende Stimmung im Sitzungssaal, da diese Veranstaltungen eine Menge Risiken umfasst. Ob nun mit dieser neuen Hürde – zusätzlich zu den bereits bestehenden – das Solituderennen überhaupt noch stattfinden wird, ist fraglich. Denn namhafte Firmen aus dem Stuttgarter Grossraum – und auch der ADAC, der heuer ebenfalls 100 Jahre alt wird – haben sich aus der Finanzierung verabschiedet.

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