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Gewerbegebiet Weilimdorf stampft eigene Kinderbetreuung aus dem Boden

Da sage noch einer, Deutschlands Firmen wären kinderfeindlich. Im Weilimdorfer Gewerbegebiet geschieht derzeit nämlich genau das Gegenteil: Rund 17.000 Arbeitnehmer gehen dort derzeit täglich ihrer Arbeit nach, Großbetriebe wie Siemens, Vodafone, Bosch, Zander, Ernst&Young und VPV haben längst Weilimdorf als festes Standbein im “Dauerausbau”. Doch wie die Arbeitnehmer ihr Familienleben organisieren, darüber hatte sich bislang keiner Gedanken gemacht. Mariella Poenaru sah es daher als ihre Aufgabe an, sich einmal “vorsichtig” an die Betriebe im Gewerbegebiet heranzutasten. Denn vor Ort gibt es keinerlei Kinderbetreuungsangebote oder gar Schulen. Und Poenaru rannte offene Türen ein: Allein bei der VPV meldeten 80 der 500 Mitarbeiter Bedarf von Kinderbetreuungsangeboten an, 20 weitere Angestellte bei Vodafone ebenso. Auch in den anderen Betrieben gab es eine riesige Resonanz – und das nicht nur von den Mitarbeitern sondern auch von den Firmenleitungen selbst.

Angedacht ist nun, dass bis zum 1. Januar 2008 eine “betriebsnahe Kindertagesstätte” im Gewerbegebiet ihre Türen öffnen wird. Doch dies kann natürlich die Stadt Stuttgart und damit das Jugendamt nicht alleine aus dem Boden stampfen, die ansässigen Firmen wollen dies nun alleine in die Hände nehmen – ein ehrgeiziges Ziel. “Wir planen eine ganztägige Betreuung”, so Poenaru zu den Bezirksbeiräten am Mittwochabend: “Voraussichtlich mit einer Kernbetreuungszeit von 07 bis 19 Uhr, vielleicht sogar auch rund um die Uhr! Denn verschiedene Unternehmen haben hier auch Schichtbetrieb.” So sei auch ein Mittagessenangebot angedacht, Hausaufgabenbetreuung, Fahrdienste zu den umliegenden Schulen im Landkreis und in Weilimdorf, Sprachunterricht in Deutsch und Englisch, musikalische Früherziehung und ein naturnaher Unterricht. Denn das Gewerbegebiet liege ja faktisch “im Grünen”.

Um möglichst bis zum Jahreswechsel 2007/2008 starten zu können, überlegen die beteiligten Betriebe nun die Gründung eines Vereins. Nur so kann die umfangreiche Finanzierung halbwegs gesichert werden. Ein Neubau ist in der Kürze der Zeit nicht machbar, zumal derzeit auch nicht klar ist, ob 100 oder gar 500 Betreuungsplätze gebraucht werden. Auch das Jugendamt Stuttgart soll an den Kosten beteiligt werden, denn immerhin arbeiten nicht nur Menschen aus dem Landkreis sondern auch aus der Landeshauptstadt im Gewerbegebiet Weilimdorf – und für diese ist die Stadt Stuttgart zuständig. “Die Kosten für die Familien kalkulieren wir bei einer Ganztagesbetreuung mit 400 bis 600 Euro monatlich. Hinzu kommt noch ein Zuschlag für Verpflegungskosten”, so Mariella Poenaru. Die beteiligten Firmen sollen – so sie sich an der Finanzierung beteiligen, ein Kontingent an Plätzen in der Einrichtung erhalten. “So erhalten die Firmen und die Eltern eine gewissen Planungssicherheit!”

Die Bezirksbeiräte konnten ob so viel Tatendrang, wie ihn Frau Poenaru an den Tag legte, nur staunen und zeigten sich von der Initiative beeindruckt. In einem Antrag an die Stadtverwaltung und das Jugendamt unterstützen sie nun die schnellstmöglichste Umsetzung des Projekts. Auf diesem Wege wird Weilimdorf vielleicht am Ende noch ein bundesweites Vorzeigeobjekt für hervorragende Integration von Familie und Beruf.

Foto (Goede): Mariella Poenaru (im Bild links) versprühte bei ihren Erläuterungen im Bezirksbeirat einen ungeahnten Optimismus, von dem sich die Lokalpolitiker beeindruckt zeigten.

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