felder1

Felder-Rundfahrt in Weilmdorf – Trockenheit macht den Landwirten zu schaffen

Die Weilimdorfer Landwirte laden jedes Jahr zu einer Felder-Rundfahrt ein. Die Veranstaltung fand auch dieses Mal wieder großes Interesse. Auf der Fahrt durch die Felder rund um Weilimdorf erfuhren die Teilnehmer einiges über den aktuellen Stand der Vegetation, aber auch über anstehende Probleme.

Zur diesjährigen Felder-Rundfahrt konnte der Obmann des Landwirtschaftlichen Ortsvereins, Konrad Ritz mit seinen Kollegen Christian Hörnle, Thomas Ludmann und Thomas Renschler wieder viele Gäs­te begrüßen. Unter ihnen zahlreiche Vertreter aus der Politik und der Verwaltung, von der Polizeibehörde, örtlichen Vereinen und Ämtern. Mit zwei Traktoren und einem Unimog machten sich die rund 60 Teilnehmer auf den Weg durch die Felder rund um Weilimdorf. Am Treffpunkt auf dem Obsthof Hörnle erinnerte Ritz daran, dass die Getreideernte im vergangenen Jahr immer wieder vom Regen unterbrochen war. Wie schon in den vorangegangenen beiden Jahren sei der Ertrag unterdurchschnittlich gewesen. Bei Mais und Zuckerrüben seien gute Erträge zu verzeichnen gewesen.

Die vergangenen Wintermonate seien sehr trocken gewesen und auch im Frühjahr habe es kaum Niederschlag gegeben. Der langanhaltende Frost habe am Wintergetreide keine Schäden angerichtet. Dank der sehr guten Frostgare seien die Bedingungen beim Ausbringen der Frühjahrssaat gut gewesen. Alles was sehr früh ausgesät wurde sei auch gut aufgegangen, weil die Saat ausreichen Regen abbekommen hat. Der späteren Aussaat habe dann aber das Wasser gefehlt. „Die Frühjahrssaaten sind deshalb sehr unterschiedlich aufgegangen”, erklärt Ritz.

Der Strenge Spätfrost in der Nacht von 16. auf 17. April habe empfindliche Kulturen wie Wein und Obst sehr stark geschädigt, erklärt Ritz weiter. Die Wein- und Obstbauern müssten teilweise einen Totalausfall verkraften, ergänzt Martin Walter vom Fachbereich Landwirtschaft beim Landratsamt Ludwigsburg.

Obstbauer Christian Hörnle berichtete, dass in der Frostnacht im April in Weilimdorf bis zu vier Grad minus gemessen worden sei. Beim Steinobst seien dadurch die Blüten erfroren. Bei der Apfelsorte Topas sei ein Komplettausfall zu verzeichnen. Bei anderen Sorten sehe es kaum besser aus. „Wir müssen in diesem Jahr sehr genau schauen und entscheiden ob es zum Beispiel Sinn macht die Kulturen zu spritzen”, erläutert Hörnle. Die Kosten für die eingesetzten Spritzmittel könnten höher sein als der zu erwartende Gewinn aus dem Ertrag. Bei den Äpfeln werde der Ertrag insgesamt bei rund zehn Prozent liegen, so Hörnle. Einzige Ausnahme beim Steinobst seien die Sauerkirschen. „Bei den Erdbeeren sind wir mit einem blauen Auge davongekommen”, so Hörnle weiter. Dies aber nur deshalb, weil die Erdbeerfelder gegossen würden. Die Trockenheit bereite der Landwirtschaft immer größere Probleme.

Von der Frostnacht im April sei auch der Kartoffelanbau betroffen gewesen, erklärt Ritz. „Kartoffelstauden, die in der Frostnacht schon aus dem Boden waren sind abgefroren”. Die anderen Kartoffeln seien rund drei Wochen in ihrer Entwicklung zurückgeworfen worden. Dies sei auch der Grund, warum die Frühkartoffeln in diesem Jahr später auf den Markt gekommen sind. Die Kartoffel leide auch unter der Hitze. „Kartoffeln sind Nachtschattengewächse und mögen es nicht so heiß”, erläutert Ritz. Bei Hitze und Trockenheit setze die Pflanze nur wenige Knollen an und stelle zeitweise das Wachstum ein.

Erster Halt bei der Rundfahrt durch die Felder rund um Weilimdorf war an einem Rübenacker. Die Zuckerrüben würden dort wo früh ausgesät wurde gut dastehen, erklärte Veit Nübel, Berater bei der Firma Südzucker. Das Wetter im Frühjahr sei für die Rüben im Grunde ideal gewesen. Wegen der derzeit relativ hohen Luftfeuchtigkeit bestehe derzeit die Gefahr, dass sich Pilzkrankheiten ausbreiten. Bei Befall würden die Blätter braun und die Rübe produziere dann keinen Zucker mehr. „Sind zehn Prozent der Rüben befallen muss gespritzt werden”, so Nübel.

Später beim Abschluss im Vereinsheim der Kleintierzüchter erklärte Ritz, dass bei den Zuckerrüben seit die EU-Quote nicht mehr gelte. Seit diesem Jahr sei man von den Weltmarktpreisen abhängig. Überall wo in der Vergangenheit Weltmarktpreise Gültigkeit bekommen hätte sei dies mit einem starken Preisrückgang verbunden gewesen. Bei Südzucker seien die Landwirte Mehrheitseigner, erläuterte Nübel. Südzucker habe beschlossen alle Fabriken zu erhalten und sie voll auszulasten. Aktuell sei der Weltmarktpreis tatsächlich rückläufig. Entscheidend sei bei dieser Entwicklung, wie sich Brasilien verhält. In Brasilien werde ein großer Teil des Zuckers zu Bioethanol verarbeitet, weil dort viele Fahrzeuge mit Bioethanol fahren. „Wir sind zuversichtlich, dass Zucker für die Landwirte auch weiterhin ein gutes Standbein bleibt”, so Nübel.

Eine weitere Station auf der Rundfahrt war eine blühende Wiese nahe dem Obsthof Hörnle. „Hier blüht es für Bienen, Hummeln und Co.”, ist dort auf einem Schild zu lesen. Das „Netzwerk Blühende Landschaften” setze sich dafür ein, dass wieder Flächen geschaffen werden, auf denen das ganze Jahr über Pflanzen zum blühen kommen – als Nahrung für Insekten. „Man schimpft auf die Landwirtschaft, weil auf den Feldern nichts mehr blüht”, so Hörnle. Tatsächlich seien daran aber alle beteiligt, die Stadt, die die Grünflächen zu früh abmähe und auch die Kleingärtner. Hörnle warb dafür, nicht alles gleich abzumähen. Ende August werde er zu dem Thema an besagter Wiese eine Führung machen.

Mit Blick auf die Getreideernte in diesem Jahr erklärte Ritz, dass das Korn sehr unterschiedlich Reife, je nach Boden. Teils große Probleme mache die Hitze dem Getreide. Besonders der Weizen sei betroffen. Aufgrund des ersten Hitzehochs habe bei der Wintergerste die Reife eingesetzt. Nur vier Wochen später sei es durch die extremen Temperaturen im Juni beim Weizen zur Notreife gekommen. Dieser Weizen habe nur sehr schmaler Körner entwickelt. Es gebe aber auch Kollegen, die dieses Jahr beim Weizen recht ordentliche Erträge erzielen, so Ritz.

Bei der Wintergerste habe man bereits begonnen zu dreschen.  Die Wintergerste sei von den hohen Temperaturen nicht so betroffen, deshalb seien die Erträge hier gut. Gleiches gelte für den Dinkel. Auch der komme recht gut mit der Hitze klar. Dinkel sei nach wie vor gefragt und man könne damit immer noch ordentliche Preise erzielen. Auf sehr guten Böden Dinkel anzubauen mache allerdings keinen Sinn. Zum Mais hielt Ritz fest, dass der in diesem Jahr trotz Kälte sehr gut dastehe.

Auf der Rundfahrt berichtete Ritz auch über Beschwerden von Anwohnern im Bereich der Reisachmulde wegen Geruchsbelästigung. Thomas Renschler erläuterte, dass die Landwirte, die dort Flächen bewirtschaften alle kurz nacheinander Flüssigdung ausgebracht hätten. Deshalb habe es dort drei Wochen lang gerochen. Ein Grund dafür, dass der Dung dort so massiv ausgebracht wurde sei die neue Düngeverordnung, erklärte Walter. Die schreibe vor, das Felder nur noch ein Mal im Jahr gedüngt werden dürfen. Wiesen hingegen dürften öfter gedüngt werden. In Zukunft werde seine Abteilung deshalb sicher noch weit mehr Anrufe wegen Geruchsbelästigung bekommen, ist Walter überzeugt.

Erschreckend war, was Thomas Ludmann bei der Rundfahrt berichtete. Er hat auf einem seiner Kartoffeläcker festgestellt, dass auf einer recht großen Fläche überhaupt nichts wächst. Bei näherem Hinsehen habe er dann feststellen müssen, dass dort offenbar jemand die Saatkartoffeln gestohlen hat. Jetzt, wo die Kartoffeln langsam reif würden, beginne wieder der Kartoffelklau. Im letzten Jahr habe er eine ganze Gruppe dabei erwischt, wie sie mit Schorgabeln Kartoffeln ausgegraben haben. „Das ist absolut nicht in Ordnung”, ärgerte sich Ludmann zu recht. Manche scheinen offenbar den Unterschied zwischen Mein und Dein nicht mehr zu kennen.

Beim Abschluss im Vereinsheim der Kleintierzüchter erklärte Ritz abschließend, dass andernorts die Felder-Rundfahrt dazu diene das Fachpublikum, also die Landwirte, über neue Entwicklungen etc. zu informieren. „Wir wollen bei der Rundfahrt auch interessierten Bürgern aufklären und sensibilisieren”, so Ritz.
Text/Fotos: Tommasi

Ähnliche Beiträge

Foto (Helmut Heisig): Obfrau Waltraud Illner entschuldigte das Fehlen von CDU-Stadtrat Jürgen Sauer, der aus familiären Gründen absagen musste und informierte stattdessen über die Arbeit der Sudetendeutschen Landsmannschaft.

Vortrag zur Stuttgarter Oper wird nachgeholt

(HH) Eigentlich sollte CDU-Stadtrat Jürgen Sauer über die „Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater“ sprechen, doch musste der Kommunalpolitiker aus familiären Gründen sein Kommen leider absagen. Der Vortrag soll